(Update) FDP Emden fragt nach: Wie wird Handschrift an Emder Grundschulen vermittelt?

Sehr geehrte Vorstandsmitglieder,

im Rahmen der aktuellen bildungspolitischen Diskussion über die Vermittlung von Handschrift in der Grundschule möchten wir als FDP-Fraktion in Erfahrung bringen, wie dieses Thema an den Emder Grundschulen gehandhabt wird. Hintergrund ist ein Modellprojekt in Bayern, bei dem 43 Schulen ausschließlich die Grundschrift lehren, um eine individuell lesbare Handschrift zu fördern. Gleichzeitig wird bundesweit diskutiert, ob die klassische Schreibschrift noch zeitgemäß ist.

Vor diesem Hintergrund bitten wir um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Welche Schriftarten werden derzeit an den Emder Grundschulen gelehrt? 

- Wird zunächst Druckschrift vermittelt und anschließend Grundschrift oder Schreibschrift? 

- Gibt es schulinterne Konzepte oder Leitlinien zur Schriftvermittlung?

2. Wer entscheidet über die Einführung von Grundschrift oder Schreibschrift an den Schulen? 
- Liegt die Entscheidung bei der Schulleitung, dem Kollegium oder gibt es Vorgaben seitens der Stadt oder des Landes?

3. Wie wird die Lesbarkeit und Schreibflüssigkeit der Schüler bewertet? 
- Gibt es standardisierte Verfahren oder individuelle Einschätzungen durch Lehrkräfte?

4. Welche Rückmeldungen erhalten die Schulen von Eltern und Schülern zur Schriftvermittlung? 
- Gibt es Beschwerden, Wünsche oder besondere Unterstützungsbedarfe?

5. Wie wird die Schriftentwicklung im digitalen Zeitalter pädagogisch begleitet? 

- Werden Tablets oder digitale Schreibtools eingesetzt, und wie beeinflussen diese die Handschriftentwicklung?

6. Gibt es Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zur Schriftvermittlung? 

- Falls ja, wie werden diese angenommen und welche Inhalte stehen im Fokus?

7. Wie steht die Stadt Emden zur Einführung eines Modellprojekts nach bayerischem Vorbild?

https://www.uni-regensburg.de/humanwissenschaften/grundschulpaedagogik-didaktik/forschung/flowby/index.html

- Wäre eine Teilnahme an einem ähnlichen Projekt denkbar oder bereits in Planung?

Mit freundlichen Grüßen 
Henning Meyer
FDP-Fraktion

 

— Antwort –

Sehr geehrter Herr Meyer,

sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben Ihre Anfrage an die Grundschulen der Stadt Emden weitergeleitet und Rückmeldung aus fünf Schulen erhalten. Zusammengefasst erhalten Sie die Beantwortung Ihrer Anfrage:

1. Welche Schriftarten werden derzeit an den Emder Grundschulen gelehrt?

- Wird zunächst Druckschrift vermittelt und anschließend Grundschrift oder Schreibschrift?

- Gibt es schulinterne Konzepte oder Leitlinien zur Schriftvermittlung?

An allen Emder Grundschulen wird zunächst mit der Grundschrift begonnen und dann in der Regel mit der verbundenen Grundschrift fortgesetzt. Teilweise wird es individuell gehalten, inwieweit ein Kind alle Buchstaben verbindet. Dadurch entwickeln die Kinder eine gut lesbare Handschrift. Die Schulen entwickeln individuelle Konzepte zur Schriftvermittlung.

2. Wer entscheidet über die Einführung von Grundschrift oder Schreibschrift an den Schulen?

- Liegt die Entscheidung bei der Schulleitung, dem Kollegium oder gibt es Vorgaben seitens der Stadt oder des Landes? Es erfolgt an allen Schulen eine Entscheidung der Fachkonferenz Deutsch über die Einführung der Grundschrift. Abgestimmt wird die Entscheidung in der jeweiligen Gesamtkonferenz. Wann welche Schrift einzuführen ist, steht nur teilweise im Curriculum Deutsch. In der Regionalkonferenz Deutsch der Landesschulbehörde wurde im September dieses Jahres genau über das Thema Schreibschrift gesprochen, da das Curriculum nun wieder von „Schreibschrift können“ und nicht mehr von „kennen“ redet. Es wurde festgestellt, dass die anwesenden Schulen Ostfrieslands alle individuell entschieden haben, welche Schriftart für ihre Schülerschaft die richtige ist. Diese Entscheidung obliegt den Deutschlehrkräften, die ihre Schüler am besten kennen und einschätzen können.

3. Wie wird die Lesbarkeit und Schreibflüssigkeit der Schüler bewertet?

- Gibt es standardisierte Verfahren oder individuelle Einschätzungen durch Lehrkräfte?

Die Lesbarkeit wird im Zeugnis der 1. und 2. Klasse bewertet und ist Aufgabe der jeweiligen Deutschlehrkraft. Es geht um Einhaltung der Liniatur und normgerechtes Schreiben der Buchstaben. Die Bewertung erfolgt auf Beobachtung und basiert auf die individuelle Einschätzung durch die Lehrkräfte.

Es gibt verschiedene Arbeitshefte, die die ausgewählte Schreibschrift vermitteln. Hier kann die Lehrkraft mit den Kindern individuell besprechen, wo eventuell mehr Genauigkeit erforderlich ist. Als fachspezifische Leistung kann dann zum Beispiel das Schriftbild bewertet werden. Ein Fach „Schrift und Form“, wie es vor 30 Jahren gab, ist nicht mehr von der Landeschulbehörde vorgesehen.

4. Welche Rückmeldungen erhalten die Schulen von Eltern und Schülern zur Schriftvermittlung?

- Gibt es Beschwerden, Wünsche oder besondere Unterstützungsbedarfe?

Bislang gibt es keine expliziten Rückmeldungen oder Beschwerden der Eltern.

5. Wie wird die Schriftentwicklung im digitalen Zeitalter pädagogisch begleitet?

- Werden Tablets oder digitale Schreibtools eingesetzt, und wie beeinflussen diese die

Handschriftentwicklung?

Es gibt Lehrgänge im Schreibheft. Tablets werden hierbei eher selten eingesetzt. Die Kinder schreiben auch gerne mit bunten Tintenrollern auf Papier. Einige Schulen sehen die Unterstützung durch Tablets sogar negativ zum Erlernen der Handschrift.

6. Gibt es Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zur Schriftvermittlung?

- Falls ja, wie werden diese angenommen und welche Inhalte stehen im Fokus?

Das RPZ bietet Fortbildungen zur Schriftvermittlung an, welche aber nur vereinzelnd von Lehrernnwahrgenommen werden. Insbesondere in der Ausbildung durch das Studienseminar (also während des Vorbereitungsdienstes) ist die Schriftentwicklung ein wichtiger Bestandteil des Fachseminares Deutsch, sodass dort sehr gute Inhalte zum Thema an alle Deutschlehrkräfte vermittelt werden.

7. Wie steht die Stadt Emden zur Einführung eines Modellprojekts nach bayerischem Vorbild?

https://www.uni -regensburg.de/humanwissenschaften/grundschulpaedagogik-didaktik/forschung/flowby/index.html

- Wäre eine Teilnahme an einem ähnlichen Projekt denkbar oder bereits in Planung?

Derzeit gibt es keine Planungen hinsichtlich eines Modellprojekts an einer Emder Schule. Uns ist ebenfalls keine Modellschule in Niedersachsen bekannt, die an einem Projekt zum Handschriftunterricht teilnimmt. Die Entscheidung über die Teilnahme an einem Modellprojekt obliegt nicht dem Schulträger, sondern muss in der Fachkonferenz der jeweiligen Schule in Verbindung mit der Gesamtkonferenz getroffen werden. Für einen offiziellen Modellversuch wie in Bayern ist in Niedersachsen zusätzlich eine Zustimmung durch das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) bzw. Kultusministerium Niedersachsen erforderlich, da es Änderungen am Lehr-Unterrichts- bzw. Evaluationsverfahren betreffen würde. Da die Emder Grundschulen bislang den Bedarf nicht sehen bzw. keine Probleme bei der Erlernung der Handschrift benannt wurden, ist ein solcher Antrag aber unwahrscheinlich und nicht erforderlich.